• 3 Kommentar(e)
  • Diesen Artikel empfehlen

Wann ist Strom grün?

Erneuerbare Energien

"Atomkraft - nein danke" – dieser Aufkleber prangte in den 80-er Jahren auf vielen Schultaschen. Durch die Katastrophe in Japan 2011 erlebte er ein Revival. Auch durch die Bewegung Fridays for Future steigt das Interesse an Ökostrom. Doch welche Alternativen hat man in Sachen Strom? Was ist "grüner Strom" überhaupt?

Symbol für die Energiewende und erneuerbare Energien, manchen aber auch ein Dorn im Auge: Windkrafträder. Bild: Hauke Mormann
Bild: Hauke MormannSymbol für die Energiewende und erneuerbare Energien, manchen aber auch ein Dorn im Auge: Windkrafträder.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ökostrom und "grüner Strom" bezeichnet erneuerbare Energien.
  • Das sind die Arten der Stromerzeugung, die zum Strom herstellen nur sehr wenige Ressourcen unserer Erde verbrauchen.
  • Aber bei Ökostrom ist nicht nur entscheidend, dass er aus erneuerbaren Energien kommt. Wichtig ist, dass die Energiewende weiter vorangetrieben wird.

Mit Ökostrom wird Strom bezeichnet, der nicht in Atomkraftwerken oder aus fossilen Brennstoffen wie Kohle gewonnen wird, sondern aus erneuerbaren Energien stammt. "Grüner Strom" wird im Energiemix immer wichtiger. Er macht schon 40 Prozent aus.


Stichwort: Erneuerbare Energien

Während beispielsweise die Vorräte an Öl oder Gas zur Neige gehen und irgendwann einfach weg sind, verbrauchen sich die erneuerbaren Energien nicht. Daher heißen sie auch "regenerativ", also "sich wiederherstellend". Sonne, Wind oder Wasserkraft sind zum Beispiel solche Energiequellen, die nicht versiegen.


Viele haben sicher schon mal auf Hausdächern eine Art Fenster gesehen: Das sind Sonnenkollektoren, die die Strahlung umwandeln: je nach Technik entweder in Strom oder in Wärme. Es gibt auch ganze Solarkraftwerke, die als Anlagen auf großen Feldern zusammengestellt große Mengen Strom produzieren können. Windkraftanlagen sieht man naturgemäß vor allem dort, wo ein Lüftchen bläst – also besonders häufig an der Küste. Der Wind pustet auf einen Propeller – den so genannten Rotor. Durch das Drehen entsteht Energie, die über einen Generator genutzt und in Strom umgewandelt werden kann. Weniger vom aktuellen Wettergeschehen abhängig ist die Wasserkraftnutzung – die Technik ist seit Jahrzehnten ausgereift. Auch Biomasse zählt zu den nachwachsenden Rohstoffen, aus denen Energie gewonnen werden kann. Beispielsweise Brennholz. Doch wenn großflächig Holz z.B. in Form von Monokulturen angebaut und gerodet wird, um Strom zu gewinnen, trägt die Umwelt Spuren davon. Monokulturen sind große Felder mit nur einer Pflanzenart.


Und dann ist da noch die Kraft-Wärme-Kopplung, durch die der Brennstoff optimal ausgenutzt wird. Moderne Anlagen arbeiten sowohl mit herkömmlichen als auch mit erneuerbaren Energiequellen: also zum Beispiel mit Erd- oder Biogas, Biomasse, Erdwärme und Abfällen. Die Technik ist ein Alleskönner: Sie produziert gleichzeitig Wärme und Strom. Es entweicht also kaum Abwärme, weil diese fürs Heizen eingefangen und genutzt werden kann.


Zahlen und Daten

Bisher machen erneuerbare Energie rund 40 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland aus. Obwohl man meistens sofort an die Sonne als Stromlieferant denkt, deckt sie nur etwa 8 Prozent des Stromverbrauchs. Weiter verbreitet ist Strom aus Windenergie mit mehr als 20 Prozent, gefolgt von Biomasse mit 8 Prozent. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf 64 Prozent gesteigert werden.


Grafik zum Strommix in Deutschland 2018
Bild: www.unendlich-viel-energie.de


Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom

Bei Ökostrom ist nicht nur entscheidend, dass er aus erneuerbaren Energien kommt. Viel wichtiger ist, dass die Unternehmen die Energiewende voranbringen und sich für deren Ziele einsetzen, damit der Wandel weiter vorangetrieben wird. So garantieren zum Beispiel das "ok-Power-Label" oder das "Grüner Strom Label", dass Stromanbieter keine Beteiligung an Braunkohle- oder Atomkraftwerken haben.


Manche Versorger bieten Ökostrom an, dessen Bezug kaum einen Nutzen für die Energiewende hat. Zum Beispiel wenn es sich um Strom aus Wasserkraftwerken handelt, die es schon sehr lange gibt. Wenn euch als Stromkunden nun dieser Ökostrom auf dem Papier zugewiesen wird, ändert sich am Erzeugermix nichts. Denn es ist wichtig, dass die Stromanbieter ihr Geld in neue Kraftwerke stecken. Nur so können wir den Anteil am Ökostrom weiter erhöhen. Auch hierbei haben die beiden genannten Label die höchsten Ansprüche.


Allerdings ist es immer noch das Beste, Strom gar nicht erst zu verbrauchen. Wer Energie spart, macht besonders viel für die Umwelt. Wer die Möglichkeit hat, selbst Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, sollte diese Chance nutzen.


(AB)



Wer Fragen zu solchen Themen hat, kann die auch beim "Energielotsen" der Verbraucherzentrale NRW loswerden und bekommt schnell und unkompliziert Auskunft!

Wie hat dir der Artikel gefallen? Top oder Flop?

3 Kommentar(e)

Sortierung:    Neueste zuerst   |   Älteste zuerst
  • Anne

    Ökostrom

    Zum Thema "Naturstromeuphorie in Deutschland" möchte ich mit zwei kritischen Quellen beitragen; ich zitiere nur einzelne Sätze und jeder Verbraucher kann sich seine Meinung bilden.

    https://sites.google.com/site/naturstromeuphorie/
    "Um das 3,42-fache hat sich in den letzten 10 Jahren die installierte Leistung der EEG-Anlagen gesteigert. Eine Erfolgsgeschichte der Stromerzeugung auf dem deutschen Sonderweg in der Energiepolitik. Das Besondere daran: Die bei den Verbrauchern ankommende Kilowattstunde Strom hat sich nicht verändert, sie ist gleich geblieben.
    Aber grundsätzlich kritiklos von Verbraucherverbänden hingenommen. Denn das 'Sorgenkind' wurde auf 'Grünstrom' umbenannt und darf daher auch entsprechend mehr kosten. Im Jahr 2007 lag der Strompreis noch bei 20,64 Cent/kWh, 10 Jahre später bei 29,16 Cent/kWh (Wikipedia). Wie schon angemerkt - jedoch ohne irgend einen Vorteil für den Endkunden."

    https://www.journalistenwatch.com/2018/03/06/mit-der-groko-steigen-die-strompreise-weiter/
    Prof. Dr. Hans-Günter Appel "Eine Versorgungssicherheit ist nur gewährleistet, wenn mindestens 45 Prozent des Wechselstroms aus Großkraftwerken kommt, die mit ihren gewaltigen rotierenden Massen der Dampfturbinen und der Generatoren die Netzfrequenz stabil halten. Die fast 30.000 Windkraftanlagen und die gut über eine Million Solaranlagen sind trotz digitaler Steuerung dazu nicht in der Lage, weil sie immer noch Abweichungen von Frequenz und Phase im Bereich von Millisekunden haben.
    Die fast 30.000 Windgeneratoren verschandeln die Landschaft und erschlagen jährlich etwa 100.000 Vögel und 250.000 Fledermäuse, darunter eine Reihe seltener Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Über 1.000.000 Solarstromanlagen auf Dächern und Feldern verspiegeln die Landschaft und verbrauchen Bodenfläche. ...Inzwischen gibt es in vielen Gebieten kaum noch Mücken oder Fliegen. Damit wird die Nahrungskette für Vögel und Kleintiere unten abgeschnitten."

    Nach oben zum Artikelanfang Antworten
  • Anne

    zum Artikel "Erneuerbare Energien"

    Der Blickwinkel "Stromim- und export" sollte m.M. kritisch beleuchtet werden.
    Das fehlt mir im aktuellen Artikel vom 12.05.2020.
    Ich möchte mit einem Link und einigen Zitaten aus dem Artikel von Rüdiger Stobbe einen weiteren Blickwinkel aufzeigen.
    Er recherchiert seit vier Jahren und analysiert die Stromerzeugung.

    https://www.achgut.com/artikel/woher_kommt_der_strom_18_woche_kopie
    Rüdiger Stobbe / 12.05.2020
    Woher kommt der Strom? 18. Woche

    "Die 18. Woche ist durch fast durchgängigen Stromimport aus dem benachbarten Ausland gekennzeichnet."

    "Frankreich und die Schweiz, aber auch Dänemark und die Niederlande
    liefern den Strom, der nötig ist, um den Bedarf in Deutschland zu decken.
    Sogar Österreich exportiert zu einem Zeitpunkt nach Deutschland."

    "Wenn Deutschland Strom benötigt, wird dieser zu relativ erheblich höheren Preisen geliefert."

    "Auch diese Woche gab es wieder negative Strompreise. Deutschland, der Stromkunde, musste den Strom nicht nur verschenken, es wurde sogar noch Geld mitgegeben. Insbesondere dann, wenn sehr viel Strom aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen wird, kommt es zum rapiden Verfall der Strompreise."

    Nach oben zum Artikelanfang Antworten
  • checked4you

    Komplexes Thema

    Liebe Anne,
    danke für deinen Kommentar und den Link. Da es ohnehin schon recht komplex ist zu verstehen, worum es sich bei dem Ökostrom handelt, den Verbraucher bei ihrem Energieanbieter bestellen können, haben wir uns in dem Artikel auf die wichtigsten Aspekte beschränkt.
    Zudem haben die Ökostromlabel wie z.B. ok-power, Grüner Strom und Tüv nichts mit dem physischen Stromimport und -export zu tun. Das ist ein Thema für sich. Ein interessanter Artikel dazu ist hier zu finden: https://www.energate-messenger.de/news/195729/deutsche-stromexporte-sind-ruecklaeufig

    Viele Grüße
    Christina

    Nach oben zum Artikelanfang