Was NSA, VDS und Co. mit dir zu tun haben
Datenschutz – wozu eigentlich?
Das Wichtigste in Kürze
- "Ich hab doch nichts zu verbergen" – echt nicht?
- Was würdest du auf einer Party oder in einem Bus laut über dich rausposaunen?
- Und was kann passieren, wenn du bestimmte Bücher im Internet bestellst?
- Hier sind ein paar Beispiele und Überlegungen, was der Datenschutz mit einem selbst zu tun hat.
Viele empfinden Datenschutz ja eher als trockenes Thema. Aber "dank" der NSA ist richtig Leben in die Bude gekommen. So soll es vorgekommen sein, dass die US-amerikanische Behörde sogar die Daten von Online-Gamern in Spielen wie z.B. WOW gesammelt haben soll. Sollte euch bei Einreise in die USA ein Grenzer fragen, ob eure Ork-Tötungsrate wirklich korrekt ist – schaut nicht allzu verwundert.
Aber trotzdem scheint all das nicht so richtig viele zu stören. Man sieht ja nicht plötzlich Demonstrationen an jeder Ecke gegen NSA-Belauschung oder Vorratsdatenspeicherung. Bleibt doch irgendwie abstrakt, das Ganze...? Es gibt aber durchaus Anschauungsbeispiele dafür, wieso das mit den Daten extrem viel mit unserem alltäglichen Leben zu tun hat.
Man stelle sich nur vor, man würde...
- ...beim Antritt seines Schüleraustausches oder Au-Pair-Jahres an der Grenze zur USA wieder weggeschickt, weil die Gesundheitswerte nicht stimmen, man bei Amazon die falschen Bücher bestellt oder einfach bei Facebook "verdächtige" Dinge gepostet hat. So was in der Art ist auch schon Schriftstellern passiert.
- ...an der Grenze der Türkei bei der Einreise verhaftet werden, weil man auf Facebook das Staatsoberhaupt kritisiert hat.
- ...bei der Wohnungssuche als Bewerber abgelehnt, weil man zu wenig verdient, bisher in einem schlechten Viertel wohnte, zu viel Bier trinkt oder sowieso als Mieter bisher nicht immer artig war.
- ...beim Beantragen eines Kredits abgelehnt, weil man leider in der falschen Wohngegend lebt, wo ja laut Datenlage ganz schön viele wohnen, die irgendwann Probleme mit der Rückzahlung kriegen.
- ...für die Autoversicherung mehr zahlen müssen als andere – auch wegen der Wohngegend. Oder auch wegen des eigenen Fahrverhaltens.
- ...wegen seines Lebensstils sowieso nur noch teurere Versicherungen angeboten bekommen.
- ...sogar gleich seiner ganzen Identität beraubt...
"Ich hab doch nichts zu verbergen"
Schon mal gehört, das Argument? Zieht immer gut, weil es so einleuchtend erscheint. Kleiner Selbsttest: Man muss sich nur mal fragen, ob man auf einer Party allen erzählen würde, dass man an den Nägeln kaut. Welche Hautkrankheiten man schon hatte. Dass man mehr als eine/n liebt. Oder umgekehrt: Wie würde man im Gespräch mit jemandem umgehen, der schon mal im Gefängnis oder als Patient in der Psychiatrie war? Und schließlich stelle man sich vor, auf dieser Party auch noch ständig gefilmt und ins Internet gestreamt zu werden – verhältst du dich dann genau so wie ohne? Falls nein: Warum eigentlich, du hast doch nichts zu verbergen?!
Außerdem: Man muss gar nichts gemacht haben, um vielleicht ein Problem zu bekommen – man kann ja durch jemanden zu unrecht in Verdacht geraten. Dann nämlich dürfte alles und jede/r, was man je getan hat bzw. mit dem man zu tun hatte, wohl gründlich durchleuchtet werden.
Und was kann man dagegen tun?
- Nicht an jedem Preisausschreiben und jeder Online-Befragung teilnehmen – vor allem nicht solchen, die mehr als unbedingt nötig von dir wissen wollen.
- Einstellungen im Browser: Die meisten haben einen Privatmodus. Wenn du den nutzt, werden keine Cookies, Seitenbesuche, Sucheinträge oder Formulardaten gespeichert. Du kannst viele Browser auch so einstellen, dass sie all diese Informationen löschen sollen, wenn du sie beendest.
- Privatsphäreeinstellungen im Netzwerk: Wenn man schon Instagram oder Facebook nutzt, sollten die Daten wenigstens nicht auch noch von da aus zu Google getragen werden. Und auch bei Google kannst du einstellen, welche Infos es über dich speichern darf.
- Smartphone generell: Ja, das ist die Datenquelle schlechthin für andere. Am sichersten wäre tatsächlich: Einen alten Handy-"Knochen" nutzen und fertig. Ansonsten kann man es ein wenig eingrenzen: Online-Zugang nur nach Bedarf aktivieren, GPS ausschalten, bei Apps wählerisch sein...
- Thema Apps: Beim installieren schauen, worauf die App zugreifen will. Wenn da z.B. "Kontaktdaten lesen" dabei ist, kann es gut sein, dass du die Daten deiner Freunde gleich mitlieferst. Und die umgekehrt deine natürlich auch, wenn sie solche Apps installieren. Die Überprüfung geht auch nachträglich – bei Android z.B. in dein Einstellungen im Bereich "Apps". Ihr könnt ja mal gucken, was beispielsweise bei WhatsApp an der Stelle so steht.
- Wer professioneller zu Werke gehen möchte, kann sich intensiver mit der Verschlüsselung seiner E-Mails beschäftigen. Ist aber ein bisschen Aufwand, mehr dazu u.a. hier.
- Wer sich generell verbreiteter US-amerikanischer Standard-Anwendungen bedient (Windows, Internet Explorer, iOS, Facebook, diverse Google-Tools usw.), dürfte letztlich anfälliger für die (un)freiwillige Verbreitung seiner Daten sein. Alternativen wie Open-Source-Software oder das Betriebssystem Linux können sich hier lohnen.
- Standards wie Virenschutz (auch für Smartphones), Firewall oder WLAN-Sicherheit auf jeden Fall einhalten. Software immer aktualisieren, nicht zuletzt das Betriebssystem.
Und wie wir dank NSA wissen, hilft das alles womöglich auch nicht unbedingt. Aber je weniger persönliche Daten ungewollt in der Welt sind, desto besser.
(Wi)
15 Kommentar(e)
Meinung
Ich fande den Artikel intressant und hilfreich, dennoch würde ich nicht so viele Fachbegriffe auf einer Jugendseite benutzen! Es ist schön das sie mal über so ein wichtiges Thema aufklären vor allem da ja alle Jugendlichen im Internet regelmäßig surfen und garkeine Ahnung haben was mit Daten passiert
Fachbegriffe
Hallo Franziska,
das ist ein wichtiger Hinweis für uns. Welche Begriffe meinst du? Wir gehen gerne noch mal in den Artikel und füttern ihn entsprechend mit Erklärungen an.
Viele Grüße
Hauke
Privatsphäre
Wenn man im Netz mit (immer wieder geforderten) Klarnamen schreibt, gibt es keine Privatsphäre mehr. Der Nachbar mit dem man sonst nicht spricht, Menschen die man nicht leiden kann, können alles über dich erfahren. Einen Rechner heutzutage abzusichern ist noch halbwegs machbar. Aber Apps bei Smartphones können einfach alles auslesen, inclusive Name, Mobilnummer und Daten vom Smartphone. Wer die hat, läuft praktisch virtuell nackt durchs Leben. Und Keinem interessiert es scheinbar.
In 50 Jahren wird man erst das Ausmaß dieser Massenüberwachung realisieren. Es wird diese Gesellschaft im 21.Jahrhundert verändern.
Manno...
"...beim Beantragen eines Kredits abgelehnt, weil man leider in der falschen Wohngegend lebt, wo ja laut Datenlage ganz schön viele wohnen, die irgendwann Probleme mit der Rückzahlung kriegen"
beim Beantragen eines Kredits is die Anschrift der Bank bekannt. Schon daran gedacht? Das macht Eure ziemlich unsinnig aussehen.
Bemerkung
Also ich finde ihr hab alles sehr gut gemacht und es hat mich sehr gefreut dass mal jemand so nein wichtiges Thema im Internet anspricht
Facebook
Ihr schreibt "Wenn man schon Facebook nutzt", man wird mittlerweile ja schon mehr und mehr genötigt Facebook zu nutzen, ob man will oder nicht. In der Schule, Bürgerinitiativen, ja sogar die Öffentlich Rechtlichen Medien weisen einen darauf hin dort mehr Informationen zu finden oder austauschen zu können. Das ärgert mich, wenn Institutionen wie Schule und Ö.R.Medien hier nicht mit gutem Beispiel voran gehen und auf seriösem Weg mit uns kommunizieren. Ich will kein Nutzerkonto bei so einen skrupellosen Datensammler anlegen!
Re: Facebook
Hallo Björn,
wenn eine Schule dich dazu drängen will, Facebook zu nutzen, dürfte das den zuständigen Landesbeauftragten für Datenschutz interessieren. Auch der Schulträger (also die Gemeinde), die Schulaufsichtsbehörde und das Bildungsministerium NRW könnten da möglicherweise Abhilfe schaffen. Denn es kann nicht sein, dass Eltern keine Infos bekommen, wenn sie sich weigern, einen bestimmten Dienst zu nutzen.
Beste Grüße
Hauke
Datenschutzgrundverordnung
Hallo, ich bin ganz verwirrt, wegen der ab 25.05.2018 sanktionierbaren Datenschutzgrundverordnung. Muss ich denn, wenn ich beruflich für einen privaten Vermieter mit einem elektronischen Datenverarbeitungsprogramm (für die Hausverwaltung) eine Auftragsvereinbarung oder ähnliches abschließen. Ich verarbeite ja die Daten mit Hilfe dieser Software. Oder braucht es keine Absicherung, weil wir die Software gekauft haben?
Danke für die Hilfe. Es ist für mich eine sehr komplexe Vorschrift.
Re: Datenschutzgrundverordnung
Hallo Michael Miller,
dazu können wir leider nichts sagen. Als Verbraucherzentrale NRW beraten wir ausschließlich Verbraucher. Ihre Fragen sollte aber ein auf Datenschutz spezialisierter Anwalt klären können.
Erpressermail
Ich habe gestern Abend und eben eine Erpressermail erhalten,
ist nur merkwürdig habe auf mein Smartphone und auf mein Pc Kaspersky drauf, was ich auch update mehrmals am Tag.
Ich lasse auch einmal am Tag auf mein PC und Smartphone den Virus Durchlauf machen.
Ich lasse mich nicht erpressen.
Name und Adresse bei digitalen Käufen
Bei käufen digitaler Produkte (Spiele, Musik...) kann relativ einfach anonym bezahlt werden (z.B. Preepaid-Karten, Gutscheine, Paysafe). Allerdings fragt der Verkäufer oft (zwingend) viele persönliche Daten (Name, Adresse, Geburtstag, mail, Telefonnummer) ab. Soll/darf hier falsch geantwortet werden oder muss alles korrekt angegeben werden?
Persönliche Daten
Hallo Gerd,
grundsätzlich weisen wir darauf hin, dass anonyme Zahlweisen nur genutzt werden sollten, wenn die Anbieter wirklich seriös sind. So sollten z.B. Amazon-Gutscheine nur für Käufe auf Amazon eingesetzt werden. Kürzlich gab es z.B. auch eine Betrugsmasche im Zusammenhang mit E-Mails, die angeblich vom Zoll kamen. In so einem Fall sollte man natürlich überhaupt nicht zahlen!
Ist der Anbieter aber seriös, schließt man ja grundsätzlich auch über digitale Güter einen Kaufvertrag. Unabhängig von der Bezahlart sollten beide Vertragspartner (also Anbieter und Käufer) wissen, mit wem sie es wirklich zu tun haben. Falsche Angaben könnten möglicherweise sogar Urkundenfälschung sein. Allerdings dürfen im Sinne der Datensparsamkeit nur solche Daten abgefragt werden, die für eine Bestellung zwingend erforderlich sind. Eine Telefonnummer zählt nicht unbedingt dazu, wenn es sich nicht um ein Produkt handelt, das an die Rufnummer gekoppelt ist.
Das Metaverse vergessen
Hallo,
ich fand den Beitrag toll. Er ging mir aber nicht genug in die Tiefe. Es sind zu wenig Beispiele die klar machen, was über mich öffentlich wäre und das ich eigentlich nicht möchte das es jeder weiß.
Dann fehlt mir das Metaverse. Spätestens 2030 soll es das ja geben. Je größer, also je mehr Daten die digitale Persona von einem hat, desto einfacher wird Identitätsklau dann. Im Metaverse kann jeder Kriminelle es so erscheinen lassen als wäre man tatsächlich anwesend noch besser als mit den Stimmnachahmungen der jetzigen KIs. Da werden wir noch viel Spaß haben. Seitdem ich das weiß achte ich noch mehr auf meinen digitalen Fußabdruck und finde gerade junge Menschen sollten lernen das auch zu tun, da sie noch länger unter den Auswirkungen leider müssen. Man stelle sich vor man bekommt irgendwo gesagt man wäre nicht man selber, weil ein Krimineller einen im Metaverse nachgemacht hat. Wie will man beweisen, dass man man selbst ist und nicht der Andere? Gebursturkunde ist fälschbar und man sieht ja auch bald nicht mehr so aus wie als Baby.
Gut fände ich noch, wenn Ihr alle Artikel auch in einfacher Sprache bereitstellt.
Viele Grüße
Re
Hallo Anna, danke für das tolle Feedback und die Anregungen!
Tracking erfahrbar machen
P.S.: Wer mal checken möchte was die Apps/Firmen so über einen an Wissen sammeln kann sich die DuckDuckGo App installieren. Es fehlt nur noch meine Personalausweisnummer, die haben alles angefangen von meiner Augenfarbe bis zu meiner genauen Adresse! Das ist richtig gruselig und führt einem das richtig vor.